Wenn ich in den Spiegel schaue - sehe ich dich. Dieselben Augenringe.
Wenn ich schlafe, träume ich wie du - dieselben Sorgen.
Wenn ich die Tagesschau gucke, erfüllt mich dieselbe Mischung aus gelangweiltem Grauen, privilegierter Ohnmacht und kalter Wut - es wird alles immer schlimmer.
Wir schlingern von Krise zu Katastrophe,
wir retten die Banken und schieben unsere Menschlichkeit wieder dahin ab, wo es brennt.
Der Traum ist aus. Wir wissen, dass es nicht wieder besser wird./ Es wird nicht wieder besser.
Alle wissen es: Das ist der Anfang vom Ende des Kapitalismus.
Unsere Vision - bankrott.
Unsere Moral - bankrott.
Unser Planet - bankrott.
Unsere Zukunft - bankrott.
Unsere Solidarität - bankrott.
Unser Sozialstaat - bankrott.
Unser Vertrauen - bankrott.
Unsere Hoffnung - ausverkauft.
Und wie die alten Römer frage ich dich: Qui bono? Wer profitiert?
Die letzte Generation an Profiteuren klammert sich an ein vergiftetes Wirtschaftssystem, dessen Verkaufsmodell auf der Zerstörung und Überhitzung unserer Mutter Erde/ Fremd- und Selbstausbeutung beruht.
Die Zivilisation frisst ihre Kinder. Wir sind die Krise.
Unendliches Wachstum auf einem endlichen Planeten? - Madness.
Unendliches Wachstum gleich Wohlstand für alle? - das ich nicht lache.
Wenigstens ist die Welt um diese Lüge ärmer. Sie hat uns lang genug in die Irre geführt.
Ich bin wie du, ich habe weder Macht noch ein Recht auf Hoffnungslosigkeit.
Aber wir haben Klarsicht. Das System entlarvt sich selbst.
Wenn in einer Pandemie erst die Autokonzerne gerettet werden, bevor es Lösungen für Kitas und Schulen gibt, stehen staatliche Konzernhörigkeit und Korruption wie nackte Kaiser da - und schämen sich nicht mal.
Wie David rufen wir dem Konzern-Goliath im Rausch der Erkenntnis zu:
"Wachstum gleich Untergang!"
Er hustet und schwankt dabei:
"Was willst du? Du bist niemand. Welche Chance hast du gegen meine Milliarden?"
Wir testen unsere Zwille und antworten:
"Wir sind die Millionen von Menschen, die du zu Niemanden gemacht hast, indem du unsere Würde und Zukunft verhökert hast. Wir haben nichts zu verlieren, als was du uns nimmst. Und damit ist jetzt Schluss."
Er lacht. Wie sollte es anders sein - denn Hochmut kommt vor dem Fall.
Gegen uns stehen die Willkür der Konzerne und die Korruptheit unserer Regierung.
Aber wir haben die Vernunft und die Wissenschaft auf unserer Seite.
Unser Kapital sind Mitgefühl und Wut.
Die Verteidigung unserer Zukunft hat begonnen.
Die Welt gehört uns.